Zeitzeugeninterview zu den Artefakten norwegischer Überlebender

Im Rahmen des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus konnte das erste  Zeitzeugeninterview des Forschungsprojekts geführt werden. Als Überlebender der Konzentrationslager Grini und Sachsenhausen berichtete Bernt Lund von seinen Erinnerungen an die Zeit der Haft, insbesondere an die Situation der rund 2.500 norwegischen Häftlinge in Sachsenhausen.
Der 93-Jährige erzählte unter anderem vom Arbeits- und Haftalltag sowie darüber, wie er durch Geschick und solidarische Hilfe von deutschen Mithäftlingen mehrfach das Arbeitskommando wechseln konnte, was seine Lebensbedingungen im Lager etwas verbessern half.
Ausführlich berichtete er auch über die vom Roten Kreuz erhaltenen Paketsendungen, das Rauchen im Lager sowie die Anfertigung heimlicher, kunstvoller Gegenstände, die insbesondere sowjetische Mitgefangene in Austausch gegen Nahrungsmittel für die Norweger herstellten. In der Sammlung der Gedenkstätte Sachsenhausen sind beispielsweise mehrere kunstvoll hergestellte Armbänder durch norwegische Überlebende überliefert. Laut Bernt Lund waren diese unter seinen Landsleuten sehr verbreitet.
In bedrückender Weise erinnerte sich der Norweger auch daran, wie er im Lager den ersten Toten sah. Später war er, wie alle anderen Häftlinge, gezwungen die auf dem Appellplatz stattfindenden Hinrichtungen von Mitgefangenen mitanzusehen.
Als schönsten Moment in seinem Leben bezeichnete er die erste Nacht in Freiheit, die er nach der Befreiung durch das schwedische Rote Kreuz im Frühjahr 1945 unter dem leuchtenden Sternenhimmel liegend erlebte.

Im Rahmen des Projekts sind weitere ZeitzeugInneninterviews mit Überlebenden der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück geplant. Neben den Lebens- und Hafterinnerungen wird der Fokus der Befragungen vor allem auf den sozialen Praktiken und Beziehungen unter den Häftlingen sowie auf der Herstellung und Funktion von Gebrauchsgegenständen, Geschenken oder kunsthandwerklichen Dingen liegen. Die nächsten Gespräche sind mit zwei französischen Ravensbrück-Überlebenden bereits für März geplant.

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