Die Sammlung der Gedenkstätte Ravensbrück bewahrt zahlreiche von KZ-Häftlingen gefertigte Miniaturen unterschiedlicher Materialien und Formen. Gleich mehrfach überliefert sind Miniaturen in Form von Pantoffeln oder Schuhen. Das hier gezeigte, aus mehreren Einzelstücken zusammengenähte Pantoffelpaar, besteht aus einem gröberen Textilstoff mit rot-blauem Muster auf weiß-beigefarbenem Grundton. Beide Pantoffeln sind durch ein helles Garn miteinander verbunden und jeweils mit einer braunen Stoffbommel versehen.
Wer die Pantoffeln hergestellt hat, ist leider unbekannt. Die Überlebende Paula Trux übergab sie 1981 der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück als Schenkung. Das Objekt hatte sie während ihrer Haftzeit im KZ Ravensbrück möglicherweise als Geschenk von einer Mitgefangenen erhalten. Die Kommunistin Paula Trux war bereits im Herbst 1938 festgenommen und zunächst im KZ Lichtenburg inhaftiert. Nach dessen Auflösung wurde sie nach Ravensbrück verlegt. Vermutlich entließ sie die SS von dort am 1. Mai 1940.
Bei Miniatur-Pantoffeln handelt sich um ein zeitgenössisch weit verbreitetes, folkloristisches Motiv. Im Kontext der KZ-Inhaftierung stehen die Pantoffeln sinnbildlich für Heimat und Zuhause oder auch symbolisch „Für den Weg…“ dorthin, wie die KZ-Überlebenden Hanka Hausková es in einem Interview beschrieb. Neben dieser Symbolik verbirgt sich im weiß-rot-blauen Textilstoff der Miniatur eine Allegorie auf die Nationalfarben der Tschechoslowakei, dem Herkunftsland Paula Trux‘. Die Produzentin wird den Stoff dahingehend bewusst ausgewählt haben. Woher Textil und Garn stammten, ist nicht überliefert.
Hinsichtlich ihrer intendierten Funktion sind die Pantoffeln im Lager sicherlich als Glücksbringer hergestellt und überbracht worden. Nach 1945 erhielten sie für Paula Trux vermutlich die Bedeutung eines Erinnerungsobjekts an die KZ-Lagerhaft.

Miniatur-Pantoffeln | vermutlich 1939/40 | Textil, Garn
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, V535 D2