Über die Teilprojekte

Teilprojekt „Objektbiographien“ | Dr. Sabine Arend (Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Agnes Ohm M.A. (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) und Norman Warnemünde M.A., Frauke Kerstens M.A. (beide: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)

 

 

 

 

 

Das Teilprojekt „Objektbiographien“ widmet sich der Untersuchung mehrerer hundert aus den Sammlungen der Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen ausgewählter Artefakte. Auf Basis von Archivrecherchen, Überlebensberichten und Zeitzeugeninterviews werden sie hinsichtlich ihrer Entstehung, der Herkunft ihres Materials, sowie ihrer Nutzung und Bedeutung während und nach der Konzentrationslagerhaft in den Blick genommen. Außerdem soll der Fokus auf die Motivik und Ikonographie gelenkt werden, nicht zuletzt auch in Bezug auf geschlechterbedingte Fragestellungen. Einen wichtigen Aspekt stellt zudem die Erarbeitung von mit den Objekten verknüpften Häfltingsbiographien dar. Die Forschungsergebnisse werden für die projektbegleitende Forschungsdatenbank, sowie mögliche spätere Veröffentllichungen aufbereitet und in aussagekräftigen Objektbiographien zusammengefasst.

Dr. Sabine Arend studierte Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur und Politikwissenschaft in Köln und Berlin (Humboldt-Universität). Sie war Mitarbeiterin im Team zur Erarbeitung der 2013 eröffneten Dauerausstellung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf NS-Geschichte, Biographieforschung und religiöse Praxis in Konzentrationslagern. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin obliegt ihr seit 2013 die Leitung der museologischen Abteilung der Gedenkstätte Ravensbrück.

Agnes Ohm studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Marburg und Berlin (TU-Berlin). Sie hat zahlreiche Ausstellungsprojekte der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen betreut, u.a. Dauerausstellung und CD-ROM „Häftlingsalltag im KZ Sachsenhausen 1936-1945“ (2001), „Vergessene Vernichtung? Polnische und tschechische „Intelligenz“ in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück zu Beginn des Zweiten Weltkrieges“ (2009) und „Die Zentrale des KZ Terrors. Die Inspektion der Konzentrationslager 1934-1945. Eine Ausstellung am authentischen Ort“ (2013). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf NS-Geschichte, Geschichte der Konzentrationslager und Biographieforschung. Seit 2018/2019 ist sie zuständig für Archiv, Bibliothek, Depot und Mediathek der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen.

Norman Warnemünde studierte Archivwissenschaft und Public History in Potsdam und Berlin. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts, Biographieforschung und Fragen der Erinnerungskultur, insbesondere mit Fokus auf Orte mit „zweifacher Vergangenheit“. In der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam arbeitete er mehrere Jahre in den Bereichen Pädagogik, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit.

Frauke Kerstens studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Passau. Sie war Mitarbeiterin in zahlreichen Dauer- und Wechselausstellungen der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte Nationalsozialistischer Konzentrationslager, Biographieforschung, die Geschichte und Kontextualisierung historischer Fotografien sowie Digitalisierung und Datenbanken historischer Dokumente.

 

Teilprojekt „Dinge, Beziehungen, Netzwerke“ | Dr. Christiane Heß

Das zweite Teilprojekt rückt die im KZ entstandenen Notiz- und Adressbücher, Glückwunschkarten, bestickten Gürtel und Tücher in den Mittelpunkt der Analyse. Kategorien wie Tauschmittel, Auftragsarbeit oder Geschenk werden dabei kritisch reflektiert und in ihrer zeitlichen Dimension betrachtet: Denn manche Artefakte hatten während der Lagerzeit eine andere Bedeutung als ihnen nach der Befreiung zugeschrieben wurde. Die biografische, alltags- und geschlechtergeschichtliche Perspektive des Teilprojekts fragt zudem nach der Herkunft bzw. dem Bildungs- /Ausbildungstand der Akteur*innen wie auch nach geschlechtlich kodierten sozial-kulturellen Praktiken. Rückschlüsse auf Netzwerke im Lager erlauben die notierten bzw. gestickten Namen und auch Adressen von Mitgefangenen. Zudem verweisen die Zusammenstellungen von Rezepten, Gedichten und Liedern aus verschiedenen Ländern auf soziale Beziehungen und bieten Einsichten in Blockbelegungen und in die Zusammensetzung von Arbeitskommandos.

Christiane Heß studierte zunächst Sonderpädagogik, dann Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Dortmund, Hamburg und Salamanca/Spanien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der NS-Konzentrationslager, Visuelle Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts, Biografieforschung und Geschlechtergeschichte. Ihre Dissertation zu Zeichnungen aus den NS-Konzentrationslagern hat sie 2017 an der Universität Bielefeld abgeschlossen. Als Mit-Kuratorin war sie an der 2013 eröffneten Dauerausstellung der Gedenkstätte Ravensbrück beteiligt. 2012-2016 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leuphana Universität Lüneburg.

 

Teilprojekt „Material“ | Dipl.-Restauratorin Maja Ossig

Im Rahmen des Teilprojektes Materialität und Materialgeschichte wird die produktionstechnische Herkunft der Materialien für die Herstellung von persönlichen Gegenständen und deren Umnutzung und Umformung untersucht.
Neben der Auswertung der autobiographischen und wissenschaftlichen Literatur wurde die Erforschung und Analyse der Artefakte aus den Konzentrationslagern selbst bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Hinsichtlich der Objekte soll, auch mit Hilfe von naturwissenschaftlichen Analysen, unter anderem folgenden Fragestellungen nachgegangen werden:
Mit welcher Motivation und aus welchen Materialien wurden die hier untersuchten Objekte im Lager hergestellt – geschah dies geduldet oder heimlich? Welche Bedeutung hatten die Objekte für die Häftlinge, und welche Bedeutung haben sie für uns heute? Wie wurden die Ideen zur Herstellung der Objekte im Lager verwirklicht?
Geklärt werden soll ebenso, inwiefern die vor der Lagerhaft erworbenen Erfahrungen und Fähigkeiten eingeflossen sind und wie stark die inkorporierte soziale, ethnische und familiäre Herkunft eine Rolle spielte.

Maja Ossig studierte Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Seit ihrem Abschluss im Jahr 2002 arbeitete sie als Restauratorin, Projektplanerin, Dozentin und Laboringenieurin an Museen, Denkmalämtern und in der freien Wirtschaft, sowie zuletzt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Ihr Forschungsinteresse liegt im Bereich der Identifizierung und Charakterisierung historischer Materialien (vor allem Kunststoffe) und Bearbeitungstechniken unter Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden.